In diesem Textchen geht es um das kleine Wort „danke“, welches uns allen wohl täglich im Alltag mehrmals in verschiedenen Kontexten mehr oder weniger bewusst über die Lippen kommt. „Danke“ zu sagen ist in unserem Umgang miteinander, in unserer Kultur oftmals ein Automatismus, und das soll keinesfalls negativ gemeint sein, trägt dieser doch zur wichtigen Basisverständigung in der Alltagskommunikation bei. Die unbewusste Verwendung von sprachlich-kulturell motivierten Automatismen ist für die Teilnahme am Leben (definiert durch einen kulturellen Rahmen) so essentiell wie die unbewusste Anwendung von Stereotypen: Wir können nicht jeden Tag hinterfragen, ob der Tisch ein Tisch ist und die Straße eine Straße und wie wir uns in Gegenwart von Tisch und Straße verhalten; durch Lernen wissen wir: Auf dem Tisch steht die Teekanne und die Straße überqueren wir (wobei natürlich ein bewusster Bruch mit und von Stereotypen extrem reizvoll sein kann, wenn der Kontext passt 😉). So sagen wir natürlich mehrere Male am Tag unbewusst „danke“, wenn wir mit anderen interagieren, und das ist für unsere Verständigung miteinander ebenso wichtig wie alle paraverbalen Signale (Mimik, Körpersprache usw.), die ebenfalls meist automatisch und unbewusst ablaufen.
Hier nun ein kleiner „Aufruf“: Wenn du Lust hast, beobachte dich einen Tag lang ganz gezielt, wann, wie oft, zu wem etc. du „danke“ sagst. Es ist kein Urteil notwendig, nur ein aufmerksames Beobachten. Ein interessantes Experiment ist es auch, manche der automatisierten „Danke“ eines einzelnen Tages (zwanglos) mit einer kleinen, aber bewussten Handlung aufzuladen und für die jeweiligen Kontexte zu verfeinern, sei es mit einem aufmerksamen Blickkontakt, mit einem Lächeln, mit etwas, das authentisch der Situation entspricht… so wird aus einem automatischen „Danke“ etwas ganz anderes, es wird mehr, und daraus ergeben sich oft auch völlig neue Reaktionen im Umfeld.
Warum „Begleitung von Menschen / Erziehung etc.“? „Sag danke!“ ist zB in der Begleitung oder Erziehung von Kindern ein heißes Thema. Manche Eltern fürchten, es würde negativ auf sie zurückfallen, wenn die Kinder nicht „bitte“ und „danke“ sagen, gehören diese beiden Wörtchen doch zum allgemein etablierten guten Benehmen. Andere Bezugspersonen wiederum halten nichts davon, wenn Kinder automatisiert „bitte“ und „danke“ sagen, sondern unterstützen das Kind in seiner freien Wahl in Bezug auf Verhalten anderen Menschen gegenüber. Mir geht es hier nicht um ein Urteil in Bezug auf Erziehungsstile, sondern um das möglichst urteilsfreie Wahrnehmen der eigenen Prägungen, Muster, Programme etc. Wie bist du selbst erzogen/begleitet worden in Bezug auf „bitte“ und „danke“? Falls du Kinder begleitest (völlig egal, ob als Elternteil oder Bezugsperson in anderen Kontexten), welchen Stellenwert hat es für dich, ob Kinder (und natürlich auch Erwachsene) „danke“ sagen (wann, wofür, zu wem, warum,…)? Wann sind „bitte“ und „danke“ ein Muss für dich und aus welchem Grund?
Ich für mich habe festgestellt, dass es mir sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen am liebsten ist, wenn ein „Danke“ kein leeres ist. Manchmal ist ein wortloses „Danke“, welches durch einen wertschätzenden Blick weitergereicht wird, authentischer & spürbarer als ein „brav“ aufgesagtes „Danke“, das innen hohl ist… und genau da bin ich gerade bei meiner Selbstbeobachtung dran: Ist mein Danke manchmal innen hohl und wenn ja, warum? Wann und warum erwarte ich vom Außen ein Danke? Für mich ist das auch ein guter Ansatz in der Fastenzeit heuer… ich habe mir vorgenommen, emotional und mental Bewusstlosigkeit und Undankbarkeit (die ich meist dort aufspüren kann, wo die Unzufriedenheit zu Hause ist) zu fasten, so gut ich kann.
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