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Writer's pictureBianca Meusburger-Waldhardt

Dankbarkeitspraxis Wintersonnenwende - Frühlingssonnenwende Teil 6: Dankbarkeit und jammern

Es gibt Situationen und Anlässe, die erfordern klare Kritik bzw. eine Beschwerde. Davon ist hier nicht die Rede. Unser Fokus liegt auf jenen Kontexten, in denen wir uns innerlich oder äußerlich aus einem Automatismus heraus zu beschweren, zu jammern beginnen: das schlechte Wetter, das trödelnde Kind (übrigens - schlechte Nachrichten für alle ungeduldigen Eltern 😄: Beim kleinkindlichen Trödeln finden aus Sicht der Hirnforschung wichtige Entwicklungsprozesse statt. Man sollte, soweit möglich, diese empfindlichen Prozesse nicht stören…), die am Boden liegen gelassene, zu waschende Wäsche, die vom Regen schmutzigen Schuhe, etc. - die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Könnte. Man kann aber ganz bewusst und reflektiert diesem wilden Strom der physischen, emotionalen und mentalen Jammerei ein Ende setzen, zwar eher nicht ‚ein für alle Mal', aber ‚immer wieder aufs Neue', was auch sehr befriedigend sein und Freude bringen kann. 


Tatsächlich passiert jammern, sich beschweren und kritisieren immer ganzheitlich: Der Körper jammert mit. Falls es dir gelingt, zu erkennen, wenn du innerlich in eine Beschwerdehaltung rutschst, beobachte deinen Körper, deine physische Haltung. Oft hilft es, wenn man sich aufrichtet - der Körper bringt Licht in die Emotionen und Gedanken, und umgekehrt funktioniert es ebenso: Wenn Klarheit in Gefühle und in das Denken kommt, wird es auch im Körper heller, wenn man es zulassen kann. 


Jammerei, Beschwerde und inneres Kritisieren (ganz unabhängig davon, ob wir uns selbst kritisieren oder andere) deuten auf inneren Mangel hin. Deswegen kann es eine sinnvolle Intervention sein, sich selbst zu fragen: Was fehlt mir, was brauche ich? Und: Vergleiche ich mich mit anderen (innerer Mangel führt oft zu Vergleich)? Werte ich durch innere Kritik und Beschwerde andere ab, um mich in meinem Mangelzustand aufzufüllen, um mich besser zu fühlen (funktioniert beides ohnehin nicht dauerhaft, wenn Abwertung anderer Basis für das Auffüllen der eigenen Reserven dienen soll)? 


Hier kommt die Dankbarkeit ins Spiel, und das ist nun eventuell bewusster Kraftaufwand, bewusste Anstrengung: Im Sinne der Salutogenese (Was ist gesund, was dient der Erhaltung von Gesundheit?) hilft uns aktive Dankbarkeit, uns vom Mangel ab- und uns ‚dem, das da ist‘ zuzuwenden. Ein bewusstes ‚Danke‘ für etwas, das wir in unserem Leben schätzen, wirft uns automatisch aus innerem Mangel. Das Schwierige daran ist: Manchmal möchten wir den Zustand des Jammerns, des Mangels nicht aufgeben, da dieser Automatismus einen Zweck erfüllt. Wenn wir erkennen lernen, warum wir diese automatischen Schleifen unablässig wiederholen, können wir zumindest bewusst entscheiden, ob wir diese Mangelzustände verlassen oder in ihnen verharren wollen (weil wir zB über das Jammern von anderen Menschen Energie beziehen). Diese Verhaltensweisen und Zustände aufzugeben bedeutet, dass man teilweise auf ‚Entzug‘ ist: Man möchte für jammern, sich beschweren etc. einen Ersatz finden. Dankbarkeit eignet sich dafür wunderbar. Wie erwähnt steckt - zumindest zu Beginn - oft eine echte Anstrengung dahinter: Man übt sich in Dankbarkeit, ohne diese wirklich zu empfinden. Das macht nichts - die Empfindung kommt nach, zuerst wird der notwendige Nährboden geschaffen, und der entsteht durch ‚es einfach tun‘. Am besten startet man beim Unmittelbaren: ‚Danke für den Boden unter meinen Füßen. Danke für den warmen Pullover. Danke für das Glas Wasser.‘ Und zack - so ist man aus dem Mangel und aus dem Jammern zumindest für einige Minuten draußen, weil wir erkennen und fühlen, dass die nicht beachteten Selbstverständlichkeiten nicht selbstverständlich sind… ein direkter Pfad in die Dankbarkeit. 


Außerdem hilft uns unser Herz, dass wir immer und immer wieder aus der Jammerei in die Dankbarkeit finden können: Oft braucht es Mut, um dankbar sein zu koennen, Dankbarkeit zu lernen. Und wenn wir uns ein Herz fassen (tatsächlich die Mitte unseres Brustkorbes liebevoll berühren, uns selbst berühren), dann lassen wir unser Herz tun, was es besonders gut kann: uns Mut schenken. In diesem Sinne: Courage für Dankbarkeit ❤️


{PS: Just my 2 cents… ☺️ Jammern ist oftmals auch wichtig, notwendig und gesund in gewissen Dosen. Uns geht es hier um ungesunde, unbewusste Automatismen, nicht um spontanes, menschliches sich Äußern, welches eben auch die Form von jammern, sich beschweren usw. annehmen darf.}


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