{Teil 8 ist eine Audioanleitung zu einer Meditation rund um Dankbarkeit, die hier nicht gepostet wurde. Wenn du Interesse daran hast, kontaktiere mich einfach.}
Im letzten Jahr habe ich mich intensiv mit möglichen Unterschieden zwischen Empathie und Mitgefühl beschäftigt. Je nach Schule/Theoriekontext gibt es verschiedene Thesen dazu und ich kann zumindest eines mit Sicherheit sagen: Es ist - auch und gerade aus Sicht der Hirnforschung - ein weites und unendlich spannendes Feld (man findet dazu sehr viel im Internet, aber wenn du tiefer in das Thema eintauchen und zB Literaturhinweise möchtest, melde dich gerne).
Aus meinem Gefühl heraus (und damit meine ich wirklich: emotionales Empfinden, nicht rationales Verstehen) gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl: Empathie lässt mich fühlen, was andere fühlen, manchmal bewusst, manchmal unbewusst (und auch ungewollt). Das kann allerdings ohne Mitgefühl passieren - wobei genau jene Momente der Empathie oft das Tor zu Mitgefühl weit aufmachen. Mitgefühl ist für mich die Haltung (für die Empathie meist den Grundstein legt), die/den andere*n aktiv und bewusst als Menschen wahrzunehmen, ihn/sie in seiner/ihrer Menschlichkeit zu sehen und aktiv mit ihm/ihr mitzufühlen. Mitgefühl lässt mich in die Aktivität kommen, lässt mich handeln. Und hier hat für mich die Dankbarkeit einen großen Stellenwert: Eine grundsätzliche Haltung der Dankbarkeit dem Leben gegenüber erleichtert Mitgefühl, da Dankbarkeit eine sehr verbindende Qualität ist, Menschen näher zueinanderbringen und Beziehungen ermöglichen und stärken kann. Mitgefühl wiederum lässt uns über Aktivität, über Handeln jenen Stress abbauen, den Empathie manchmal mit sich bringt. Viele kennen den Stress des „Nichts-Tun-Könnens“: Wir nehmen empathisch zB den Schmerz eines anderen Lebewesens wahr und empfinden uns selbst als ohnmächtig der Situation gegenüber. Über Mitgefühl kommen wir ins Tun, dadurch verarbeitet unser System Stress. Das ist auch einer jener Gründe, warum viele Menschen beschreiben, dass zB ehrenamtliche Arbeit sie glücklich macht: Sie sind nicht nur (passiv) empathisch, sondern handeln aktiv mitfühlend. Mitgefühl ist somit eine wichtige Emotion, da sie unser Nervensystem in Bezug auf Stressbewältigung positiv reguliert, das gilt auch für die Dankbarkeit.
Für mich ist Dankbarkeit eine mögliche Brücke zwischen Empathie und Mitgefühl, sie erleichtert es mir, eine bewusste Entscheidung zu treffen, aus Passivität ins aktive Handeln zu kommen. Es ist die Dankbarkeit dem Leben und auch den Menschen bzw. anderen Lebewesen gegenüber (das können selbstverständlich auch Tiere und Pflanzen etc. sein), denn erst die Existenz des Lebens rund um mich herum ermöglicht mir mein mitfühlendes Menschsein, das im aktiven Geben und Nehmen seinen Ausdruck findet… wie aus- und einatmen.
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